Heute morgen um 5 Uhr weckte mich das quietschendes Getöse zweier Marderwelpen die auf der Terrasse miteinander spielten. Unfassbar kitschig, unfassbar laut!
Einmal wach, habe ich beschlossen mit dem Hund laufen zu gehen: Rehe auf den Wiesen, Morgenhimmel und Wald – ein wunderbares Panorama und ein Erlebnis für alle Sinne. Beim Laufen durch den frühen Morgen musste ich natürlich auch an unsere momentane Ausnahmesituation denken und daran, was es eigentlich heißt, in einer Krise zu führen.
Spielende Wildtiere, eine Palette an Grüntönen und Sonnenschein wecken mentale Kräfte: Optimismus, Zuversicht und Stärke. Zutaten, die uns allen im Miteinander gut tun. In guten Zeiten sollte man meinen, dass diese leicht zu leben und zu vermitteln sind – in Krisenzeiten sind sie unerlässlich. Alle genannten Zutaten vermisse ich oftmals in Führungskommunikation, sowohl in guten wie in schlechten Zeiten.
Welche emotionale Fußspur gestalten Sie mit ihrer Kommunikation?!
De facto fühlt sich die Reaktion, die ich oft ernte, wenn ich Führungskräfte frage und was Sie getan haben, um emotional gut zu führen, so an, als hätte ich Ihnen kitschige Tiervideos gezeigt. Der Vergleich ist gefährlich – jeder, der mich kennt, weiß, dass ich Tiervideos liebe– aber ich denke, Sie verstehen den Punkt. Emotionen sind kein nice to have-Kitsch im betrieblichen Miteinander, sondern das, was uns energetisch befeuert, persönliche Sinnhaftigkeit illustriert, uns spürbar mit unseren Werten verbindet und unser Handeln motiviert.
Sachinformationen reichen nicht aus, um Menschen in eine notwendige Veränderung zu führen.
Was man der bisherigen politischen Krisenkommunikation vorwerfen konnte, ist nicht ihre mangelnde Ergebnissicherheit. Ergebnisoffene Prozesse sind kein Hinweis auf die Güte einer Intervention – die reaktive Gemengelage der Angesprochenen und Betroffenen sehr wohl. Sie verweist auf die fehlende Qualität einer notwendigen professionellen Kommunikation, die begriffen haben sollte, dass Sachinformationen niemals ausreichen um Menschen gut in eine notwendige Veränderung zu führen!
Kommunikation kann mentale Ressourcen auf- und abbauen.
Nun stehen wir alle mitten in einer Krise, die uns nicht nur alltägliche Einschränkungen auferlegt, sondern uns real bedroht – sowohl gesundheitlich als auch wirtschaftlich. Letzteres hat natürlich ebenfalls gesundheitliche Konsequenzen. Was Mitarbeiter, Kollegen, Chefs, – was wir alle brauchen, sind mentale Ressourcen, um so gut wie möglich zu handeln.
Mentale Ressourcen sind keine statische Größe, die mensch hat oder nicht. Wir alle kennen Tage mit enormen Rückenwind und Tage, an denen aufstehen schon schwer fällt. Ich selbst kann etwas für meine mentale Ressourcenlage tun (und manchmal muss ich dafür auch einiges lassen) und wir können uns gegenseitig helfen, eine gute mentale Positionierung einzunehmen, um in diesen Zeiten sinnvoll, klug und ohne Panik zu handeln.
Schriftliche Kommunikation genügt nicht. Bitte sprechen Sie zu und mit den Leuten.
Versäumen Sie bitte nicht, einen Standpunkt als Führungskraft zu beziehen und diesen zu kommunizieren (etwas zu denken ohne zu kommunizieren zählt nicht). Achten Sie dabei darauf, dass Sie klare Orientierungspunkte kommunizieren: Was passiert jetzt, warum, wozu, bis wann. Ja, Sie wissen es auch nicht genau und das geht allen so und deshalb ist das jetzt ganz besonders wichtig, dieser archetypischen Erwartung an Führung gerecht zu werden: Orientierung zu geben!
Achten Sie auf eine gute emotionale Fußspur:
Sachlich klar UND mit persönlicher Konnotation. Bitte trauen Sie sich, etwas von sich persönlich zu erzählen, das illustriert nicht nur ungemein, sondern schafft ein Gefühl von Verbundenheit und Gemeinschaft. Eine Größe, die wir alle mehr oder weniger bald missen werden in unserer Quarantäne.
Bitte überlegen Sie sich explizit einige Sätze , die Zuversicht ausdrücken! In der Medizin ist Hoffnung kein monokausaler Heilungsfaktor aber ein kritischer – das gilt für psychologische Prozesse ebenso! Es ist nicht allein von uns abhängig, wie wir aus dieser Krise hervorgehen, aber doch zu einem erheblichen Maße – das gilt für eine individuelle Perspektive genauso wie für größere Zusammenhänge wie unsere Teams, Abteilungen, Organisationen.
Ganz unabhängig von Krisen ist die Kommunikation von Erfolgen und gelungenen Problemlösungen kein rhetorischer Schnörkel für echte Deko-Fans, sondern unerlässliche Gestaltung einer emotionalen Führung, die Menschen ressourcen- und lösungsorientiert führt und erlebnisorientiert abholt.
Im übrigen gibt es nicht nur ein runner‘s high sondern auch ein helper‘s high = ein Hochgefühl, mit dem wir belohnt werden, wenn wir anderen Menschen helfen. Wir alle können gemeinsam überlegen, wen wir wie in dieser Situation unterstützen können. Das bringt uns von einer potentiellen Opferperspektive in eine Gestalter-Perspektive und das fühlt sich nicht nur besser an, das hat auch viel mehr PUNCH.
Last but not least, dürfen wir den Aspekt der Selbstfürsorge nicht außer Acht lassen. Was tun Sie, um die verordnete Unterbrechung Ihrer alltäglichen Gewohnheiten und bisherigen Selbstverständlichkeiten gut für sich persönlich zu nutzen? !