Konflikte lähmen. Sie kosten Zeit und Energie. Niemand will sie. Dennoch verharren viele Menschen in ihnen, eskalieren oder richten sich darin ein und resignieren irgendwann. Dabei sind Konflikte vor allem auch eine großartige Chance, sich weiterzuentwickeln.
KONFLIKTE: SYMPTOM FÜR LEERSTELLE
Wenn zwei Menschen sich schätzen, ein vertrauensvolles Verhältnis zueinander haben und sich auf dieser Basis über Sachthemen streiten – dann ist das noch lange kein Konflikt. Im Gegenteil: Sie genießen beide ihre konstruktive Auseinandersetzung, denn sie fühlen sich miteinander sicher. Jeder von ihnen weiß: Ich kann mich jederzeit umdrehen, ohne gleich ein Messer im Rücken zu haben.
Ein Konflikt dagegen ist ein Symptom für eine Leerstelle – ein Zeichen dafür, dass etwas Wichtiges nicht geklärt ist und man sich zusammen in einer Situation befindet, in der diese Klärung leider notwendig ist. Daraus ergibt sich eine radikale Betroffenheit aller Beteiligten. Häufig führt das leider dazu, dass man nicht mehr miteinander, sondern übereinander spricht und sich voreinander zurück zieht. Das begünstigt ein Verharren in der eigenen Logik, die im Konfliktfall nicht mit der meines Gegenübers übereinstimmt und verunmöglicht es mir, mein Gegenüber wahrzunehmen und zu verstehen. Der Konflikt wächst und wächst.
WENN WÜNSCHE MIT BEDÜRFNISSEN VERWECHSELT WERDEN
Hinter einem Konflikt kann auch eine positive Beziehung stehen – die allerdings noch nicht auf die Probe gestellt wurde. In meiner Arbeit für Unternehmen erlebe ich immer wieder, dass Menschen Bedürfnisse mit Wünschen verwechseln. Oberflächlich betrachtet scheint am Arbeitsplatz alles in Ordnung und die Stimmung gut zu sein, aber grundlegende Kommunikation miteinander, zum Beispiel darüber, was man braucht, um gut arbeiten zu können, hat nicht stattgefunden, sondern wird vermieden um als gut und wichtig empfundene kollegiale Beziehungen nicht zu belasten. Dahinter steckt der Wunsch nach harmonischen Beziehungen. Leider ist Harmonie kein verlässliches Anzeichen dafür, dass tatsächlich keine Konflikte vorliegen und die Beziehung zwischen den Beteiligten den unterschiedlichen Belastungen standhält. Ob sie das kann, zeigt sich immer erst dann, wenn einer der Beteiligten nachhaltig irritiert ist. Dann stellt sich heraus, wie robust und belastbar die Beziehung ist oder ob sie auseinander bricht. Das gilt für berufliche Beziehungen genauso wie für private.
KONFLIKTE VERHINDERN ODER FÖRDERN WEITERENTWICKLUNG
In meiner Sicht sind viele Beziehungen im beruflichen Kontext nicht feuergeprüft. Konflikten aus dem Weg zu gehen und sich in einer resignativen Zufriedenheit einzurichten, verhindert jedoch Weiterentwicklung – und genau deshalb lohnt es sich, Konflikte zu lösen. Dies führt zu einem Entwicklungsprozess, der im Ergebnis die Erwartungen der Beteiligten bei Weitem übertrifft. Entscheidend dabei ist: Ein ungelöster Konflikt sorgt zuverlässig dafür, dass man am anderen und an der Situation generell nur noch das Negative sieht. Überall Probleme! Wenn Menschen es dagegen wagen, den Konflikt anzugehen, löst dies Weiterentwicklung aus. Sie vergrößern ihre Handlungsmöglichkeiten, sie wachsen. Sie können ansprechen, was weh tut – und sie machen dabei die tolle Erfahrung, dass man das„überleben“ kann. Das nutzt ihnen nicht nur im Business, sondern auch in privaten Beziehungen.
KONFLIKTE LÖSEN, PRODUZIERT JEDE MENGE GUTER ENERGIE
Konflikte zu lösen , erfordert sich selbst und andere Beteiligte wahrzunehmen, zu verstehen ,zu akzeptieren und irgendwann das Problem zugunsten einer Lösung aufzugeben. Das führt zu relevanten Erkenntnisgewinnen, lässt uns über das hinauswachsen, was wir bis zu diesem Moment waren und verbessert unsere Beziehungen. Gute Beziehungen produzieren jede Menge guter Energie, was wiederum zu einem guten Klima führt. Ein gutes Klima bietet optimale Bedingungen für gemeinsames Lernen, Wachsen und Performen. Nur damit wir uns richtig verstehen, ein gutes Klima beinhaltet durchaus wechselhaftes Wetter. Die Ressourcen, die wir durch erfolgreich gelöste Konflikte gewinnen, sind vergleichbar mit hochwertiger wetterfester Kleidung: Eine Robustheit entsteht, die einen Zuwachs an Handlungsmöglichkeiten mit sich bringt.