You get more, if you become more
Vanessa Laszlo

Vanessas Vertriebsconsulting: Beziehungsexzellenz

Vor mir sitzt ein internationales Vertriebsteam in seiner routinisierten Extroversion und Zugewandtheit. Auf die Frage, was der gemeinsame Tag bringen soll – herrscht freundliche Ratlosigkeit. Kurzum, zunächst sitze ich hier mit einem Haufen „Gästen“.

In meiner Position lohnt es sich zu betrachten, wen ich vor mir habe: Handelt es sich um „Gefangene“, „Gäste“ oder „Kunden“?! Letztere sind natürlich die gewünschte Premium-Version von Gegenübern:  „Kunden“ = Menschen, die im originären Wortsinne „kundig“ über sich selbst sind und die was wollen, die anspruchsvoll mit dem Coachingangebot umgehen und viele Fragen, Beispiele etc. haben. „Gefangene“ demgegenüber sind Klienten ohne eigenes Anliegen. Die, zumeist von jemand über ihnen, geschickt wurden und oftmals recht deutlich zeigen, dass Sie die Veranstaltung als Verschwendung von Lebenszeit und Energie ansehen. „Gäste“ sind die sozial verträglichere Version von Gefangenen: Teilnehmende, ebenfalls zunächst ohne  große Nutzenerwartungen, jedoch mit harmonieorientiertem Verhaltensstil. Natürlich ist eines meiner Ziele, aus Gefangenen und Gästen, Kunden zu machen.

Meine Frage nach dem gewünschten Effekt, wird ebenfalls routinisiert beantwortet. Das amerikanische Mothership hat deutliche Zielerwartungen ausgerufen. Die Zahlen stimmen nicht. Das muss sich ändern.
SELL! SELL! SELL!
Dabei blicke ich in Gesichter, die teilweise deutlich Zeichen von Erschöpfung tragen.


Team or no-team, this is the question.

Die vertiefte Vorstellungsrunde mit inkludiertem Coachingsprint, macht die unterschiedlichen Persönlichkeiten, mit denen ich diesen Tag meines Lebens verbringen werde, sichtbar.
Dabei wird auch den Teilnehmenden selbst deutlich, dass das Vertriebsteam in seiner aktuellen Konstellation ein neues Team ist: 2 „alte Hasen“, die seit über 15 Jahren dabei sind, der Chef steht  im mittleren Bereich der Zugehörigkeit,  (3 Jahre) und 4 Menschen, die erst seit ein paar Wochen bzw. Monaten mit an Bord sind.

Auf die Frage hin, ob es sich überhaupt um ein Team handelt und das damit einhergehende begriffliche Differenzierungsangebot, kommt eine einhellige ambivalente Antwort. „Tja also Team so richtig nicht, eher Gruppe mit gemeinsamen thematischen Fokus. Man arbeite kaum zusammen, jeder habe seine Verantwortungsgebiete und blicke damit in unterschiedliche Richtungen.“ Die Art und Weise der Erzählung macht mir deutlich, dass dies weder als besonders effektiv betrachtet wird, noch emotional überzeugt.

Regelkommunikation besteht in wöchentlichen one -on- ones mit dem Chef und einer ca. zweiwöchentlich stattfinden 4-6 -stündigenTeamsitzung, die – hier sind sich alle einig – ein Desaster darstellt!
Deswegen wurde sie vom wöchentlichen Turnus auf zweiwöchentlich umgestellt , weil „Sitzung komplett für die Füße“, „Rechtfertigungen & Schuldzuweisungen“, „Fassade erzählen“, einige wenige dominieren die Sitzung durch Monologe, der Rest schweigt bzw. sitzt vorm Laptop und arbeitet nebenher…
Um weitere Verschlechterung zu verhindern, hat der Chef die Sitzung die letzen 3 Monate komplett ausfallen lassen.

Wir ernten, was wir säen.

In meiner Handlungslogik heißt das, dass wir uns der notwendigen pragmatischen Fragestellung, was getan werden muss, um mehr zu verkaufen, im ersten Schritt damit widmen, dass  an der Qualität der Beziehungen untereinander und deren Ausdruck in Kommunikation miteinander, gearbeitet wird.
Diese Entscheidung wird gemeinsam mit den Teilnehmenden getroffen und bestimmt die weiteren Arbeitsschritte des Tages.
Wir fahren dabei eine gute Ernte ein: Es wird laut und wieder leise, konzentriert und engagiert, an einer Stelle wird geweint, um Worte gerungen und sich dann doch die Hände gereicht.  Erleichterung ist bei allen zu spüren, dass ein persönlicher Konflikt, der die Atmosphäre für alle belastet hat, mit einem festen Händedruck ad acta gelegt wurde.
Es wird auch viel gelacht und überraschende Einsichten erzeugt, weil die Neuen sich trauen, ihre Perspektive preis zu geben, die „Alten“bereit sind, zugunsten eines gemeinsamen „(Neu)Starts ein paar „goldene Kühe zu schlachten“.

Ob es die „goldene Vertriebszeit“tatsächlich jemals so gab oder die Erinnerung sich rundet, ist dabei egal. Das Heute und das Morgen sind wichtig und statt Sentimentalität, Verantwortung zu wählen, ist sicher ein gegenwarts- und zukunftsorientierter kluger Entschluss!

Der erste gemeinsame neue Schritt wird in Form eines Handlungsplans mit klaren Verantwortlichkeiten konkretisiert. Am Ende  des Tages ist mehr Energie da als zu Beginn, mehr Dynamik und bessere Stimmung. Neben der Notwendigkeit, steht nun auch der Wunsch gemeinsam weiter zu arbeiten.